Freitag, 15. Mai 2009

So grün grün grün ist die Haselnuss - oder: Vegetarier sind die besseren Menschen

Wir kennen den Herrn Haselnuss ja eher als bescheidenen Menschen. Er redet nicht gern von sich selbst und wenn, dann auch nicht viel. Klar, den Bachelor-Grad muss er dann und wann mal nennen.

Seine "rechtswissenschaftlichen, verhaltenspsychologischen und politischen Kenntnisse" sind keine bloße Überschätzung, sondern dienen der Information. Seine Gegner sollen wissen, welch einen *EXPERTEN!!!* sie vor sich haben. Seine Tätigkeiten als Journalist, Rechtspfleger, Aufklärer, Blogger, GEZ-Abschaffer, Kämpfer für weibliche Fitness-Studios und Schützer schwerstbehinderter alter Damen sowie Jesus-Versteher sind vorbildlich. (An dieser Stelle bittet die Stimme der Gegenmacht, eine Gedenksekunde der Ergriffenheit einzulegen.)

Aber was viele nicht wissen: Herr Haselnuss ist auch Vegetarier. Oh ja! Und er hat sogar ein Buch darüber geschrieben. Gut, das Ding hat bei Amazon einen Verkaufsrang wie der Chartplatz eines neuen Daniel-Kübelböck-Albums. Das Titelbild hat die Qualität einer vergeigten CMA Werbekampagne und ein geistig durchgeknallter völlig verwirrter Rezensent schreibt "gut gemeint, schlecht gemacht", findet, der Eindruck des Buches sei "abschreckend".

Bah, Humbug! Die Stimme der Gegenmacht ist sich sicher, dass in einem Haselnuss-Buch mehr packender Zundstoff ist, als im Gürtel eines Taliban.

Schmieren wir uns also eine schöne Leberwurststulle und lesen, was Herr Haselnuss von seinem Pantheon der Gutmenschlichkeit aus uns kleinen Würstchen verkündet.

Da ist zunächst das niedliche Schweinchen, das propagiert:

"Wenn ihr trotzdem Fleisch essen wollt, beißt Euch (sic!) doch in den eigenen Arsch."

Trotzig und doch voller Philosophie. Ja, so ist er, der Herr Haselnuss. Stets treffsicher in der Wortwahl. "In den eigenen Arsch beißen" - wen das nicht zum Vegetarier macht...

Aber dann:

"Austellungsobjekt im Schlachterladen. So wird sich über die Opfer lustig gemacht"

Ein lustiges Schweinchen im Schaufenster einer Fleischerei. Oh, mein Gott! Wenn die Polizei nicht gerade mit den ganzen Strafanzeigen gegen Justiziare der Fernsehsender beschäftigt wäre, müsste man sie glatt holen.

Aber Herr Haselnuss empfiehlt trotzdem Strafanzeige. Und die Begründung, warum man eine Schlachterei anzeigen sollte, ist eine geistige Haselnuss-Supernova, geradezu ein Tschernobyl des gesunden Menschenverstandes:

"Die Tötungen, die diese [Schlachterei] durchführt, sind aber nicht nur ein Verbrechen an unschuldigen Tieren - die [Schlachterei] schädigt außerdem auch noch diejenigen Menschen, die das Fleisch dieser Tiere verzehren. Darüber hinaus ist es im Hinblick auf eine ausreichende Ernährung der gesamten Menschheit nicht zu verantworten, dass sich die Menschen in den wirtschaftlich mächtigen Ländern auf Kosten der Menschen in den Entwicklungsländern (über-)ernähren."

Ist doch wahr! Globale Erwärmung! Internationaler Terror! Drogensucht! Alles Quatsch! Die wahre Gefahr geht von Fleischsalat und Wiener Schnitzel aus! Der Iran hat gar kein Atomprogramm, sondern Wurstmaschinen. Und in der berüchtigten Area51 arbeitet man an taktischen Hacksteaks mit Stealth-Fähigkeiten: Sie können sich als Feldsalat tarnen. Die ganze *MENSCHHEIT!!!!* ist in Gefahr.

Bitte, Herr Haselnuss! Helfen Sie uns! Sie Bote der geistigen Klarheit! Steigen Sie von Ihrem Podest und sagen Sie uns, was wir tun sollen!

Und siehe, ER stieg herab und wahrlich, er gab uns zehnn Gebote wider die Tierleichenfresserei, von denen ich euch diese zitiere:

"2. Kein Steuergeld für den Fleischmarkt.Sämtliche Subventionen für die Tierzucht, den Transport,sowie für Schlachtungen und für Futtermittel werden gestrichen.Bei finanziellen Schäden durch Tierseuchen werden keine Zuschüssemehr gewährt. Dies allein führt zu einer geschätzten Erhöhung derFleischpreise um bis zu 900% und zu einer jährlichen Entlastung dereuropäischen Steuerzahler in dreistelliger Millardenhöhe. (sic!)"

Ja, der Herr Haselnuss weiß das. Dem kann man da nix vormachen. Und vom Duden lässt sich der Herr Haselnuss auch nichts sagen. Die Rechtschreibregeln hat bestimmt auch so'n Tierleichenfresser verfasst. Oder einer von der GEZ. Aber der Herr Haselnuss ist jetzt erst grad warm geworden:

"3. Zusatzsteuer für Fleischkonsum. Fleisch wird zusätzlich mit einer Steuer von 200% belegt."

Boah! 900% plus 200%! Das ist fast mehr als die Hälfte... oder so ähnlich. Auf jeden Fall ist das total vernünftig. Und so durchsetzbar. Genau wie Ihre Strafanzeige. Bitte, Herr Haselnuss, legen Sie noch einen drauf!

"7. Öffentlicher Fleischkonsum wird untersagt."

Außer in Holland. Da darf man dann noch in sogenannten "Burgershops" ganz legal Frikandeln rauchen. Aber Vorsicht! Der Herr Haselnuss sieht das nicht so gern, denn es könnte zum Konsum von hartem Fleisch, z.B. Salami anregen.

"9. Fleischimport- und besitz wird verboten."

Das ist dann wohl die Spitze von dem, was sich Herr Haselnuss unter Vegetarismus vorstellt. Sozusagen die Orwellsche Version einer fleischlosen Gesellschaft. Angesichts der Globalisierung ist das total machbar und könnte morgen schon Wirklichkeit werden. Jedenfalls, bis die Wärter kommen und die Pillendosis erhöhen.

Das war der kleine Ausflug in die Welt der Haselnuss-Vegetarier. Und wie üblich gilt, bezogen auf die Ergüsse des Herrn Haselnuss: "Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst."

2 Kommentare:

  1. Herr Haselnuss ist zu bescheiden: An ihm ist auch noch ein nobelpreisverdächtiger Ökonom verloren gegangen!

    Sein Fleischfinanzierungsmodell erscheint mir genial: Erst entlastet man die Steuerzahler durch Abschaffung der Subventionen (selbst wenn es die gar nicht gibt). Dann bewahrt man den Staat vor der Verarmung, indem man das Geld über Fleisch-Steuern wieder hereinholt. Eine klassische Win-Win-Situation!

    Bei der GEZ möchte er es übrigens genauso machen: Zunächst wird die GEZ natürlich abgeschafft (*Applaus, Jubel*). Dann werden hintereinander eingeführt:
    - eine neue Steuer (für die Bildungssendungen)
    - Decodergebühren (für Unterhaltungssendungen)
    - Werbefenster (zum Drüberstreuen)

    Unverschämte Polemiker würden jetzt wohl einwerfen, damit würde man den leidgeplagten Bürger wieder einmal für dumm verkaufen! Solche Um-Etikettierungen würden nur Unsummen an Verwaltungsaufwand verschlingen und dennoch keinen praktischen Nutzen nach sich ziehen.

    -Aber das sind sicher nur Rechts- und sonstige Nichtwähler, die so denken - und deren Meinung zählt sowieso nicht.
    ---
    Es geht uns eindeutig viel zu gut:
    -Schutzgelder treibt nicht die Mafia, sondern eine staatliche Institution ein

    -Die gefährlichsten Sucht- und Rauschmittel sind eindeutig Würste und Steaks. Drogen? Nie gehört.

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  2. Interessant ist auch der reflexartige laute Schrei nach der Staastmacht, wenn sie dem Herrn Haselnuss zu Diensten sein soll. Da will Herr Haselnuss in einem Staat leben, der rigoros und hart durchgreift.
    Andererseits quiekt Herr Haselnuss sofort auf, wenn diese Staatsmacht sich "gegen ihn wendet" und die Rechte anderer schützt.
    Schließlich die völlig wirklichkeitsfremde Einschätzung von Strafanzeigen. Und so jemand will Jura studiert haben? Das halte ich inzwischen für sehr unwahrscheinlich.

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